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Die Schachtanlage ‚Gute Hoffnung‘ in Siershahn


Der Schacht ‚Gute Hoffnung‘ wurde im Jahr 1962 von der Fa. Goerg & Schneider, Siershahn, abgeteuft und die Schachtanlage ausgebaut. Der Standort des Schachtes hat eine Besonderheit: er steht neben dem auskeilenden Tonlager in standfestem Gebirge. Seine Teufe beträgt 42m, bei 35m Teufe geht die Strecke ins Tonlager ab, das sie nach etwa 5m anschneidet.

Schachtanlage ‚Gute Hoffnung‘, Siershahn. Maschinenhaus, Förderturm und Hängebank während des Aufbaus1961 (Quelle: Tonbergbauverein Westerwald e.V.)

Diese Schachtanlage  wurde schon mit Druckluft ausgerüstet, das bedeutet, dass der Ton mit Druckluft-Spatenhämmern gewonnen werden konnte. Das war eine Arbeitserleichterung zu der Zeit davor, als der Ton mit dem Spaten, der sog. ‚Stech‘, von Hand gestochen und mit dem ‚Spieß‘ in die Kipploren verladen wurde. Die Loren wurden auf Feldbahngleisen bewegt und auf den Tragboden des Förderkorbes, des Fördergestells im Schacht, aufgeschoben. Das Fördergut wurde im Schacht und dem aufstehenden Förderturm so hoch gehoben, dass es von der an den Schacht anschließenden Rampe auf Straßentransportfahrzeuge (früher Fuhrwerke, später LKWs) gekippt werden konnte. Der Förderkorb diente auch der Personenförderung, der sog. ‚Seilfahrt‘, und für die Beförderung des Ausbaumaterialien.

Aufbau der Tonrampe mit Gleis 1961

(Quelle: Tonbergbauverein Westerwald e.V.)

Die Schachtanlage stellte 1978 ihren Betrieb ein. 1990 konnte sie von Tonbergbauverein Westerwald e.V. erworben werden. Der Verein will die Baulichkeiten, die in der für den Tonbergbau im Westerwald typischen Art aus Hohlblocksteinen, Stahlgerüst des Förderturms, Holzmasten und Betonmauern für die Tonboxen errichtet wurde, erhalten. Diese Baulichkeiten sind das Maschinenhaus, der schon erwähnte Förderturm mit der Gestellförderung und dem Maschinistenraum, die Tonrampe (bergmännisch: Hängebank), die Tonboxen für die Lagerung verschiedener Tonsorten und die Gleisanlagen auf der Hängebank und auch auf dem Erdboden, der sog. Rasenhängebank. Dies alles steht auf einem ca. 1.900 m² großen eingezäunten Areal am westlichen Ortsrand der Gemeinde Siershahn. Die Schachtanlage ‚Gute Hoffnung‘ ist die letzte von 32 ähnlichen Anlagen, die alle in einfacher , aber effektiver Weise für die Erfordernisse des Tonbergbaus konzipiert waren. Sie hatten auch in sozialer Hinsicht für den Westerwald große Bedeutung. So kommt es, dass ein großer Bevölkerungskreis und die Firmen der Tonindustrie den Tonbergbauverein in seinem Anliegen unterstützen. Noch ist das historische Bewusstsein in fast allen Familien der ‚Tongegend‘ vorhanden, denn es waren die Tongräber, die mit ihrer gefahrvollen und mühseligen Arbeit das karge, bis dahin nur aus der Landwirtschaft stammende Einkommen in dieser Region aufbesserten. Wie schlecht dei Lebensverhältnisse hier waren, mag die Tatsache erhellen, dass zwischen 1840 und 1940 rund 100.000 Menschen aus dem Westerwald auswanderten.

Tongewinnung mit dem Pressluftspaten, gestochener Ton in Lore (Quelle: Tonbergbauverein Westerwald e.V.)

So wirkt der Aufschwung, den die Tonindustrie seit Beginn des 20. Jahrhunderts nahm, stabilisierend auf die ganze Region. Wie sehr aber die Arbeitnehmer dieser Branche der Landwirtschaft verhaftet waren (und sind), lässt der Umstand erkennen, dass sie in Zeiten hohen Anfalls an landwirtschaftlicher Tätigkeit (säen, pflanzen, Heuernte, Getreide- und Kartoffelernte, Nachwuchs beim Großvieh) der Arbeit in den Tongruben fernblieben.

Quelle: Jürgen Donnerstag, Heiligenroth, Gründungsmitglied des Tonbergbauvereins Westerwald e.V.

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