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Von den Anfängen des Tonbergbaus im Westerwald Teil 1/4

Die Westerwälder Zeitung meldete am 20.11.2019: „Mit rund 340 Hektar nimmt der Tonbergbau 0,34 Prozent der Kreisfläche des Westerwaldkreises (etwa rund 1000 Quadratkilometer) in Anspruch. Das ist dem Umweltbericht des Westerwaldkreises zu entnehmen. Im Jahr werden rund 4,5 Millionen Tonnen Ton gefördert, das entspricht 50 Prozent der Gesamtproduktion in den alten Bundesländern (1993 noch ohne statistische Zahlen der neuen Bundesländer). Zum Vergleich: 1930 betrugen die Fördermengen 0,5 Millionen jato (Jahrestonnen), 1960 rund eine Million jato. Bei einer Steigerung von einer Million jato erreichte die Förderung 1990 rund 4,5 Millionen jato. Etwa 6000 bis 7000 Arbeitsplätze sind im Westerwald direkt von Tonbergbau abhängig. Mittelbar sichert er eine noch größere Zahl, zum Bei- spiel im Handwerk, in Zulieferbetrieben oder im Speditionsgewerbe.“

Neben dem aktuellen Stand des Tonbergbaus verdeutlichen die Zahlen aus den Jahren 1990, 1960 und 1930 die Entwicklung der Tonförderung im Westerwald und führen zu der Frage, was war davor?

Archäologische Funde vor allem im Kannenbäckerland, belegen ‚keramische Aktivitäten‘ schon zu Zeiten der ersten menschlichen Besiedlung der hiesigen Gegend. Der verwendete Rohstoff war natürlich Ton und musste für diesen Zweck ‚irgendwoher‘ kommen. Es liegt nahe, dass an oder nahe der Oberfläche gefundene, weiche, verformbare Erde, ohne zu wissen, dass es sich um Ton handelt, zu benutzen[1]. Von Tonbergbau kann hier sicher noch nicht gesprochen werden. Die Anfänge des gezielten Abbaus von Ton in unserer Region zu bestimmen ist mangels schriftlicher Dokumente praktisch nicht möglich, dagegen sind die Herstellung und der aufkommende Handel mit Töpferware in ‚alten Zeiten‘ gut bekannt und dokumentiert. Dabei finden sich sporadisch Hinweise auf das notwendige Ausgangsmaterial, den Ton.

Aus STERNBERG (1924), S.76, Das Kannenbäckerland, Von Dr. Eduard Berdel:

Die jüngeren, oben liegenden Schichten der Erdrinde waren dem Menschen bei seinem Streben, zu formen und zu kneten, zunächst zugänglich. Sie sind über die ganze Erde hin reichlich mit tonigen Ablagerungen versehen, doch diese sind unrein, müssen niedrig gebrannt werden, bleiben dumpfklingend, schwach, porös. Sie genügen den Ansprüchen naiver  und primitiver Technik, und sie sind der Grundstoff der Töpferwaren alter und neuer Zeit. Auch Griechen und Römer kamen nicht über sie hinaus. Die Steinzeugtone hingegen gehören den ältesten Schichtungen an, sind durch Alter und reinigende Gewässer gereift und veredelt. Man findet sie in besonderen Gegenden, wo alte Schichtungen und Schlämmungen sich erhalten haben. Diese Edeltone vertragen höchsten Brand und werden in gewaltiger Glut hart und dicht wie Stein, Gluten, in denen Töpferwaren, Majolika usw., schmelzen würden wie Butter vor der Sonne.

Geborgen tief im Mutterschoß der Heimaterde ruht also der köstliche Stoff, auf dem die ganze Kulturentwicklung des Kannenbäckerlandes sich aufbaut. Im tiefsten Sinne bodenständig ist daher die Kannenbäckerei wie die Wälder ihres Heimatlandes echt und naturkräftig aus dem Boden hervor.

Dass Ton als Wirtschaftsgut von Bedeutung ist, lässt sich an gesetzlichen Regelungen ermessen, die die jeweiligen Herrschaften und Landesherren erließen, um am ‚Geschäft‘ mit dem Ton zu partizipieren und es zu kontrollieren. 1721 z.B. beanspruchte die kurtrierische Regierung das Regalrecht am Ton, ein Hinweis auf die Bedeutung des Tones und der Tongewinnung, denn üblicherweise unterstand Ton, wie auch Torf, Braunkohle und andere, zu jener Zeit nicht dem Regalrecht[2]. Über die eigentliche Tonförderung oder -gewinnung finden sich schriftliche Hinweise erst mit Beginn des 19.Jahrhunderts.

(Fortsetzung folgt)

STERNBERG, L. (1924) (Hrsg.) Der Westerwald. 2.Aufl., Düsseldorf

GENSICKE, H. (1987) Landesgeschichte des Westerwaldes. 2., erg.Nachdr. [d.Ausg.] 1958. Histor. Komm. für Nassau, Wiesbaden

HEUSER-HILDEBRANDT, B. (1995) Auf den Spuren des historischen Tonbergbaus im Kannenbäckerland. Selbstverlag, Mainz


[1] Die unter Töpfern noch heute gebräuchliche Bezeichnung ‚Erd‘ für Ton hat hier sicherlich ihren Ursprung.

[2] Das Bergregal, auch Bergwerksregal, ist das Verfügungsrecht über die ungehobenen Bodenschätze. Historisch zählte es zu den Regalien, womit man ursprünglich die Herrschaftsrechte des Königs bezeichnete (Berghoheit). Neben dem Bergregal galt auch das Münzregal als wichtiges landesherrliches Privileg und war eine Folge aus dem Bergregal.  Zumeist wurde dieses Recht aber nicht von ihm selbst ausgeübt, sondern er überließ die Aufsuchung und Gewinnung der Bodenschätze gegen Zahlung einer Gebühr, den so genannten Zehnt (10% des erwirtschafteten Gutes), interessierten Bergleuten.

historischer Tonbergbau

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