Deal mit ukrainischen Rohstoffen?
Bereits mehrfach war die Ukraine Thema in diesem blog (z.B. 21.04.2022: Alternative Tone für ukrainische Rohstoffe aus dem Donbas? 03.09.2024: Die aktuelle Lage im Donbas – Ukraine). In den letzten rd. 25 Jahren haben die plastischen Tone aus dem Donbas die europäische Keramikindustrie, insbesondere die Fliesenhersteller im Mittelmeerraum der Produkte wesentlich geprägt. So förderte die Ukraine im Jahr 2021 rd. 5,5 Mio. Tonnen Ton und lieferte davon u.a. in die italienische Fliesenindustrie ca. 2 Mio. Tonnen. Die sehr gute Qualität der ukrainischen Tone ermöglichte erstmals die Herstellung extra großer und dünner Fliesen. Der anhaltende Krieg Russlands gegen die Ukraine hat diesen Sektor erheblich durcheinandergebracht.
In den letzten Tagen ist vermehrt über ein Rohstoff-Deal zu hören und zu lesen. Da stellte sich die Frage, ob die für die keramische Industrie so bedeutsamen ukrainischen Tone aus dem Donbas (wenige Kilometer westlich von Drushkovka und Kramatorsk, dabei auch eine Rolle spielen (die aktuelle Frontlinie im Osten der Ukraine verläuft ca. 20-25 km östlich der vorgenannten Städte).
Obwohl die Ukraine nur 0,4 % der Erdoberfläche bedeckt, birgt sie etwa 5 % der weltweiten Bodenschätze. Bei mehreren (metallischen und nichtmetallischen) Rohstoffen wie Titan, Tonen, Fe-Mn- und Fe-Si-Mn-Legierungen und Gallium liegt das Land unter den Top 10 der Welt. Auch Lithium, Graphit und Magnesium sind in der Ukraine zu finden. Der Reichtum und die Vielfalt der Mineralien und Metalle ist auf die Komplexität und Vielfalt der ukrainischen Geologie zurückzuführen. Kein Land der Welt verfügt über mehr Uran, Mangan- und Eisenerze. Beim Titan- und Quecksilbererz liegt die Ukraine weltweit auf Platz zwei.
Spezielle Mineralien (Ukrainische Anteile der globalen Erzeugung); Anwendungen | |||||
Kaolin/Tonkugeln (4,9 %); Bauindustrie, Sanitärprodukte | 8 | ||||
(Die international übliche Bezeichnung für plastische Tone ist ‚ball clay‘. aber hier hat es mit der Übersetzung und der Kenntnis gehapert).
Überblick über die Ressourcen der Ukraine
Die Ukraine ist ein äußerst reiches Land, sowohl was die nachgewiesenen Reserven als auch die wirtschaftlich nutzbaren Energieressourcen und Bodenschätze angeht. Historisch gesehen waren die Verfügbarkeit von Kohle und Eisenerz sowie die Infrastruktur durch die großen Flüsse ein massiver Motor für die Industrialisierung zu Sowjetzeiten. Hier stand der Donbas im Zentrum der Entwicklung. Weiterhin bot und bietet der Fluss Dnepr Transport- und Wasserkraftmöglichkeiten sowie Effizienzgewinne für alle Arten von Stromversorgungsunternehmen, die große Kühlkapazitäten benötigen. Schließlich sind die Schwarzerdegebiete, die zu den größten der Welt zählen, wesentliche Grundlage globaler Nahrungsmittelversorgungssicherheit.
Die Steinkohlereserven werden auf rund 34 Milliarden Tonnen geschätzt und sind damit die zweitgrößten Europas. Bei Uran und Titan spielte die Ukraine schon zu Sowjetzeiten eine wichtige strategische Rolle. Die Mangan- und Eisenerzvorräte gehören zu den größten Reserven der Welt, ebenso die Quecksilbererze.

In der aktuellen Diskussion werden häufig besonders die ‚Seltene Erden‘-Metalle genannt. Dabei handelt es sich um eine Gruppe aus 17 chemischen Elementen: die sogenannten Lanthanoiden (Cer, Praseodym, Neodym, Promethium, Samarium, Europium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium, Lutetium und das namensgebende Lanthan) sowie die beiden Elemente Scandium und Yttrium.
Es gibt unterschiedliche Vorkommen von Seltenen Erden. Für die Seltenerdgewinnung sind die Minerale Bastnäsit (Karbonat-Gruppe), Monazit (Phosphat-Gruppe) und Xenotim (ebenfalls Phosphat-Gruppe) besonders wichtig. Daneben gibt es Seifen, also Mineralanreicherungen in Sedimenten wie Sand oder Kies. Neben diesen „klassischen“ Abbauquellen gibt es noch Ionenadsorptionstone, bei denen sich Seltenerdelemente auf der Oberfläche der Tonminerale (zum Beispiel Kaolinit) anreichern.
- Seltenerdoxid ist ein Raffinadeprodukt und eine Vorstufe für die Weiterverarbeitung in komplexere Produkte
- 2023 lag die weltweite Produktion von Seltenerdoxid bei 350.000 Tonnen (China liefert derzeit 100 Prozent der EU-Importe von schweren Seltenen Erden.)
- Hinzu kamen mehrere tausend Tonnen Seltenerdoxid, das mit Material aus illegalen Minen raffiniert wurde
Der Gewinnungsprozess von Seltenen Erden ist sehr aufwendig und komplex. Er umfasst abhängig vom Ausgangsmaterial eine Vielzahl an physischen und chemischen Trennvorgängen. Sie haben das Ziel, die einzelnen Elemente dieser Rohstoffgruppe nacheinander selektiv voneinander zu trennen. Diese Stoffe sind unerlässlich bei der Herstellung zum Beispiel von Elektronik wie Mobiltelefonen, Batterieteilen, medizinischer Diagnostik, in der Luft- und Raumfahrttechnik und beim Bau von Elektrofahrzeugen.
Als kritischer Rohstoff ist Lithium zu nennen, das inzwischen intensiv erkundet wird (Liventseva 2022) und in pegmatitischen Lagerstätten vorkommt, die unter anderem auch für die Elemente Niob, Tantal, Rubidium und Cäsium relevant sind, neben klassischen Industriemineralen, wie Feldspat und Quarz. Zwei der bekannten Lithiumvorkommen liegen (Kruta Balka in der Oblast Saporischschja und Schewtschenko in der Oblast Donezk) in von Russland besetzten Gebieten in der Ostukraine. Als weitere Batterierohstoffe sind Graphit, Kupfer, Nickel und Kobalt von Bedeutung, die sich ebenfalls in der Ukraine finden lassen.
Auch über Erdgas verfügt die Ukraine wie kein anderes Land in Europa außer Norwegen. Die Steinkohlereserven werden auf etwa 34 Milliarden Tonnen geschätzt und sind damit die zweitgrößten Europas.
Blum, U., Borg, G., Kropp, N., Liventseva, H., Rozhkova I., 2023, Die Rohstoffe der Ukraine und ihre strategische Bedeutung: eine geopolitische Analyse, Sirius 7/3: 256–275.
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (1997 Rohstoffwirtschaftliche Länderstudien V Ukraine (1), Hannover.
Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de
Liventseva, H., 2022, The Mineral Resource of Ukraine, Tierra y Tecnología
www.selteneerden.de
www.usgs.gov/centers/national-minerals-information-center