Nicht nur Ton im Westerwald!
Der Westerwald ist nicht nur für seine Tone bekannt sondern ist auch ein wichtiger Lieferant für Basalt. Dessen weite Verbreitung, vor allem im Hohen Westerwald, führten schon früh zu einer wirtschaftlichen Nutzung. Ein für den Westerwälder Tonbergbau existentieller Aspekt ist die Überdeckung der Tonlager mit Basalt in unterschiedlicher Mächtigkeiten. Durch die Überlagerung wurden diese vor Erosion und Abtragung geschützt.
Europas größtes zusammenhängendes Basaltgebiet ist der Vogelsberg, an zweiter Stelle folgt der Westerwald. Die magmatischen Aktivitäten im Tertiär fanden in mehreren Phasen statt und verteilen sich über verschiedenen Ausbruchsgebiete. Aus den basaltischen Magmen entwickelten sich, vor allem im südwestlichen Westerwald, weitere vulkanitische Gesteine wie Phonlithe (z.B. der Malberg bei Ötzingen) und Trachyte (z.B. bei Selters, Meudt und Ruppach-Goldhausen). Diese Gesteine finden Verwendung vor allem als Werksteine. Der Basalt hingegen wird hauptsächlich zu Körnungen für den Straßenbau aufbereitet. Die jährliche Förderung liegt bei rd. 5 Millionen Tonnen. In den Basaltdecken liegen die großen Steinbrüche (z.B. Watzenhahn, Dornburg, Halbs, Lautzenbrücken, Stockum-Püschen). Die Mächtigkeiten der einzelnen Basaltdecken (hier wird zwischen Sohl- und Dachbasalt unterschieden) schwanken zwischen 60 und 80m. Die für Basalt typischen Säulen werden heute nur sporadisch gewonnen. Auch die sogenannten ‚Katzenköpfe‘, kleine behauene Pflastersteine, deren Herstellung bis in die 1950er Jahre noch verbreitet war (dokumentiert z.B. im Basaltpark Bad Marienberg) werden im Westerwald nicht mehr produziert.
Basalt ist ein dunkles, kieselsäurearmes (basisches), feinkristallines Ergussgestein. Basaltische Magmen stammen aus dem oberen Erdmantel. An Hand der chemischen Zusammensetzung lassen sich die Basalte ihrer Herkunftsregion zuordnen, wenn das Magma direkt an die Oberfläche gelangt (z.B. auf Hawaii, Island). Vielfach bleibt aufsteigendes Magma auf dem Weg nach oben in der Erdkruste ‚stecken’. Je nach Verweildauer und Art des umgebenden Gesteins kommt es dann zu chemischen Differenzierungen und Veränderungen der Mineralogie. Mineralische Hauptbestandteile der Basalte sind Plagioklase (Feldspäte) und Pyroxene, außerdem Olivin, Foide (Feldspatvertreter) und Amphibole.
In ihrer Zusammensetzung sind sich alle Westerwälder Basalte sehr ähnlich. Basalteinschlüsse in Tuffen zeugen davon, dass es auch wesentlich ältere Basalte gegeben hat. Mineralogisch setzen sich auch die Westerwälder Basalte ebenfalls aus Plagioklasen und Pyroxenen zusammen. Neben Basalt ist an wenigen Stellen im Westerwald bräunlicher Basalttuff verbreitet. Bei Maxsain-Zürbach wurde er früher als Werkstein und für feinere Steinmetzarbeiten gewonnen. Der Abbau kam zum Erliegen, da es keine Steinmetze mehr gab, die diesen Stein bearbeiten konnten.
Einen hervorragenden Einblick in diese Epoche der Erdgeschichte bietet die Grube ‚Auf dem Kreuz‘ der Firma Theodor Stephan bei Niederdresselndorf. Das anstehende devonische Gestein ist komplett verwittert und umgewandelt, hat aber seine Ablagerungsstrukturen (Schichtung, Schieferung, Verwerfungen) erhalten. Besonders interessant ist hier die direkte Überlagerung mit viel jüngerem Basalt, der in Teilbereichen auch charakteristische Säulen zeigt.
Dieser Basalt (vermutlich oberoligozänen Alters) hat die unterlagernden vertonten Schichten vor Erosion und Abtragung geschützt. An zahlreichen Stellen im Westerwald ist tonüberlagernder Basalt anzutreffen. Er bedeckt aber meist den umgelagerten, sekundären Ton, den typischen Westerwälder Ton.
Auch ein Tonbergbaubetrieb, die Theodor Stephan KG, gegründet 1902, und bislang eher bekannt für Ton- und Kaolinprodukte, hat erstmals eine eigene Aufbereitungsanlage für Basaltprodukte in Betrieb genommen.
Für den Tagebau „Auf dem Kreuz“ in Burbach-Niederdresselndorf eine Doppelbrecher-Anlage Jonsson L120-330 angeschafft. Jonsson gehört zum schwedischen Metso-Outotec-Konzern, einem der führenden Anbieter für Brech- und Siebtechnik. Der Doppelbrecher ist eine Kombination aus Backenbrecher und Kegelbrecher auf einem raupenangetriebenen Chassis. Direkt an der Gewinnungsstelle des Basalts werden Schotterprodukte wie Frostschutzkörnungen der Größe 0/32 und 0/45 hergestellt. Normalerweise sind für diese Produkte zwei nacheinander geschaltete Brechmaschinen notwendig. Die erste Brechstufe sorgt für die Grobzerkleinerung des per 36to-Bagger aufgegebenen Basaltrohmaterials. In der zweiten Brechstufe samt Siebdeck werden dann die fixfertigen Körnungen herstellt und per Förderband aufgehaldet. Da bei dem Doppelbrecher nur ein dieselelektrisches Aggregat alle Antriebe versorgt, ist die Anlage besonders kraftstoffeffizient. Mit einer Länge von 27,3m und einem Gesamtgewicht von 132to Schwedenstahl gehört der Jonsson zu den größten mobilen Brechern weltweit und bietet Tagesleistungen von 2.000-3.000to.
Das Unternehmen hat sich für diese Brechlösung entschieden, da der Tagebau, der seit über 100 Jahren den keramischen Rohstoff Ton liefert, von einer dicken Basaltdecke überlagert ist. Hat man früher den Basalt als Abraum angesehen und diesen nur örtlich verlagert, um an die begehrte Tonschicht heranzukommen, fördert man diesen heute als hochwertigen Rohstoff und bereitet ihn zu diversen Produkten wie Bruchsteinen, Schotterkörnungen und Gabionensteinen auf. Der neue Doppelbrecher kann auf Anfrage gerne besichtigt werden (Tel. 02736/5097490, info@stephan-tonbergbau.de).
Quelle: Pressemitteilung der Theodor Stephan KG, September 2024