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Kaisereichen im Westerwald

Ein interessanter Beitrag ist in der jüngsten Ausgabe der Wäller Heimat, dem Jahrbuch des Westerwaldkreises erschienen. Der Autor F.-B- Zeis nennt neben zahlreichen Informationen zu und über Eichen den Hintergrund der Kaisereichen, die an verschiedenen Orten des Westerwaldkreises gepflanzt wurden. und zwar im Jahr 1888, dem sogenannten ‚Dreikaiserjahr‘. Der erste deutsche Kaiser, Wilhelm I., am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles zum deutschen Kaiser ausgerufen, starb am 8, März 1888 im Alter von 91 Jahren. Ihm folgte sein Sohn Friedrich III., der nach 99 Tagen nach seiner Proklamation am 15. Juni 1888 an Kehlkopfkrebs verstarb. Am selben Tag übernahm des ältester Sohn Friedrich Wilhelm das Amt. Dieser ging als Wilhelm II. in die Geschichte ein.

Hinweistafel in Girod

Drei Eichen stehen unterhalb von Girod nahe der am Eisenbach gelegenen Dollmühle. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich zwei Tongruben. In einer Chronik heißt es: „Zur Erinnerung an die drei deutschen Kaiser des Jahres 1888 wurde in Girod zwischen der Dollmühle und der Struthmühle ein Kaiserdenkmal errichtet. Dieses besteht aus drei Eichen, welche von einem Lattenzaun umgeben sind.“

Dreikaisereichen Girod

Der Standort war lange in Vergessenheit geratene und völlig zugewuchert, bis der Platz 2003 mit Unterstützung der Ortsgemeinde, dem Forstrevier und der Stephan Schmidt KG, Dornburg-Langendernbach, wieder hergerichtet wurde. Heute steht neben einer Ruhebank eine Gedenktafel.

Weitere z.T. unter Naturschutz stehende Kaisereichen stehen nördlich von Steinefrenz, in Dahlen an der Kreisstraße nach Ruppach-Goldhausen, in unmittelbarer Nähe des Dahlen Trachyt-Steinbruchs, in Obererbach auf der Basaltkuppe „Koppen“. An der Koblenzer Straße in Rennerod stehen ebenfalls drei Kaisereichen. Eine einzelne Kaisereiche steht am Ortseingang (Frankfurter Straße) in Hüblingen. Zwischen Pottum und Höhn stehen am Wegesrand die drei Pottumer Kaisereichen, von denen die dickste einen Stammumfang von ca. 4 Metern hat.

Die dickste Kaisereiche, mit 5 Metern Umfang, steht in Halbs unweit der stillgelegten Bahntrasse Westerburg-Höhn.

Die Steinefrenzer Kaisereiche im Wechsel der Jahreszeiten

Ein Bezug zu Ton und Keramik lässt sich mit dem dritten Kaiser des Jahres 1888 herstellen.

Die Tonindustrie-Zeitung berichtet 1910 über das Ziegelwerk Cadinen, das dem deutschen Kaiser Wilhelm II. gehörte, mithin ein Keramiker und Ziegler. 1904 eröffneter er die “Königliche Majolika- und Terrakotta-Werkstatt” in Cadinen (heute Kadyny, Emsland-Masuren, Polen), wo er 1898 ein Gut als Sommersitz erworben hatte. Es gab zahlreiche Tongruben in dieser Gegend. Zuerst ließ Wilhelm Proben entnehmen und schickte sie in die Königlich Preußische Porzellanmanufaktur (KPM) nach Berlin. In der Kaiserzeit bestimmte der Geschmack Wilhelms die Formen und das Dekor der Keramik, der sich an der griechischen Antike, der italienischen Renaissance, aber auch an der Neorenaissance und dem Jugendstil orientierte. Das Sortiment umfasste Reliefs, Büsten, Wand- und Prunkteller, Deckeldosen, Vasen, Wandschmuck, Tischlampenfüße und große Blumenkübel. Beispiele für das künstlerische und handwerkliche Können der Cadiner Werkstätten findet man noch heute. Zum Beispiel in der Villa Patschkie in Danzig-Langfuhr, oder im Hamburger Hotel „Atlantic“ (ein mit Majolikafliesen gestaltetes zwei Meter hohes Wandporträt von Wilhelm II). Neben Keramikfiguren und Gebrauchsgegenständen wurde Bauwerkkeramik gebrannt. Die Kacheln im alten Hamburger Elbtunnel zum Beispiel stammen aus Cadinen.

Ein weiteres wirtschaftliches Standbein war die Herstellung von Ziegelsteinen, die vor dem Ersten Weltkrieg (1914–1918). Cadinen lieferte Ziegel für den Bau der Reichsbank in Danzig (Gdańsk) und den Neubau der neogotischen katholischen Kirche in Danzig-Stieglitz (Baubeginn 1903). Die Ziegel für die Weichselbrücke in Dirschau (Tczew) kamen ebenfalls aus Cadinen.

Als Wilhelm 1898 das Gut kaufte, gehörte eine Ziegelei dazu. 1899 ließ er den Maschinenpark modernisieren, eine Schwemmanlage bauen sowie Trocknereien und zwei Ringöfen errichten. Sein Ziel war die industrielle Produktion von Ziegelsteinen. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte die Ziegelei ihre Produktion steigern. Ein bedeutender Großkunde war die öffentliche Hand. Noch einmal gesteigert wurde der Ausstoß von Ziegelsteinen während der Zeit des Nationalsozialismus. 1938 waren in Cadinen zwei Ringöfen und zwei vollautomatische Strangpressen im Einsatz. Jeden Tag verließen 24.000 Ziegel und 6.000 Dachpfannen das Werk. Nach dem 2. Weltkrieg wurde nur die Ziegelei weitergeführt.

Quellen:

Zeis, F.-B. (2023) Dreikaisereichen im Westerwaldkreis. Wäller Heimat 2023, 184-189

Töpfer- und Ziegler-Zeitung 1888

Tonindustrie-Zeitung 1910

www.polish-online.com/polen-ermland-masuren/koenigliche-majolika-und-terrakotta-werkstatt-cadinen.php

1888, Dahlen, Dreikaisereichen, Dreikaiserjahr, Girod, Halbs, Pottum, Rennerod, Steinefrenz

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