Keramische Formgebung IV – Pressen
Auf Pressverfahren wird zurückgegriffen, wenn die zu formenden Artikel in großer Stückzahl anfallen, eine hohe Maßgenauigkeit gefordert ist und die Geometrie der Artikel eine Druckverformung erlaubt. Hierbei kommen unbildsame bzw. nur mäßig bildsame Massen zu Einsatz. Für hohe Stückzahlen und bei einfachen Geometrien ist das axiale Trockenpressen das wirtschaftlichste Verfahren. Kompliziertere Oberflächen bzw. Unterseiten wie z.B. Vertiefungen, können dabei nur in Pressrichtung realisiert werden.
Für die Fliesenproduktion ist das sogenannte Trockenpressen (geringe Feuchtigkeit des Pressgutes) seit Jahrzehnten das Verfahren der Wahl. Die Fliesenrohstoffe werden nass gemahlen. Diese Suspension wird in großen Türmen versprüht und eingeblasene Heißluft lässt das sogenannte Sprühgranulat entstehen. Dies besteht aus sehr gleichmäßig geformten, wenige mm großen Kugeln, die ideal fließen und verpresst werden können.
Das Sprühgranulat wird mit einer Feuchte von bis zu 6 % in großen, hydraulischen Pressen zu Fliesen verpresst. Je nach Größe der Presse und Pressformen werden bis zu 12 Fliesen gleichzeitig in einem Vorgang hergestellt. Nach der Formgebung werden die rohen Scherben z. B. glasiert und dekoriert und müssen vor dem Brand im Ofen auf jeden Fall getrocknet werden. Danach erfolgt der Brand im Schnellbrand-Rollenofen gebrannt. Die Fliesen laufen dabei auf feuerfesten Rollen durch den Ofenkanal.
Seit rund 15 Jahren sind Presserfahren weiterentwickelt worden, da auf hydraulischen Pressen Fliesengrößen von mehr 1 x 1 Meter Größe nur mit erheblichem Aufwand herstellbar sind. Durch Aufbringen von Sprühgranulat auf ein Endlosband werden heute Fliesengrößen von 1,40 x 3,80 Meter erreicht. Dabei wird das aufgetragene Granulat mit entsprechenden Aggregaten gepresst.