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Rohstofftreffen im Westerwald

Am 19./29. Oktober 2021 trafen sich über fünfzig Keramiker, Mineralogen, Geologen und weitere mit der Keramik und deren Rohstoffen verbunden Fachleute bei der Stephan Schmidt KG in Dornburg-Langendernbach als Gastgeber des Rohstoffausschusses der DKG (www.dkg.de)***. Die Stephan Schmidt KG ist auch Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Westerwald-Ton e.V.

***Aus der am 13. Juni 1913 erfolgten Gründung der „Technisch-Wissenschaftlichen Abteilung des Verbandes keramischer Gewerke in Deutschland“ ging am 29. September 1919 die „Deutschen Keramischen Gesellschaft“ hervor. 1925 wurde dann auch der Rohstoff-Ausschuß gegründet. Seine Aufgabe: Behandlung aller Fragen der Verwendung, Eignung, Verbesserung usw. der keramisch verwendeten Rohstoffe.***

Die regelmäßigen Sitzungen dieses Ausschusses haben eine lange Tradition*** und finden häufig bei Unternehmen der Keramik oder Rohstoffproduzenten statt.

Die diesjährige Sitzung war das erste Präsenztreffen seit 2019 und verbunden mit einem Wechsel im Vorsitz des Rohstoffausschusses. Der langjährige Vorsitzende Dr. Ralf Diedel, der den Ausschuss seit 2002 geleitet hat übergab die Leitung an den vom DKG-Vorstand berufenen Dr. Christoph Piribauer. Dr. Piribauer ist Leiter der AG Silikatkeramik am FGK Forschungsinstitut Glas-Keramik in Höhr-Grenzhausen. Ansonsten waren keramische Rohstoffe im Mittelpunkt der Fachsitzung.

Dr. Ralf Diedel (am Pult) stellt den zukünftigen Vorsitzenden des Rohstoffausschusses, Dr. Christoph Piribauer (rechts daneben) vor.

Zu Beginn der routinemäßigen Sitzung stellt Stephan Schmidt als geschäftsführender Gesellschaft die Stephan Schmidt KG vor (www.schmidt-tone.de). Die Stephan Schmidt Gruppe zählt heute mit 20 Gruben, davon 16 im Westerwald, 9 Homogenisierungsanlagen, 3 Mahl- und Aufbereitungsanlagen u.a. und einer Förderung von 1,4 Millionen Jahrestonnen zu den führenden europäischen Produzenten keramischer Tone. Daneben stellt der Bereich Advanced Clay Minerals ACM tonbasierte Produkte wie Bodensubstrate, Bau- und Füllstoffe, Additive für Mörtel, Zement und Beton, Spezialmischungen für den Deponie-, Tief- und Wasserbau sowie für den Brunnenbau und die Bohrindustrie her. Stephan Schmidt gab abschließend einen Überblick über die Firmengeschichte, die 1947 mit seinem namensgebenden Großvater begann.

Hans-Georg Fiederling-Kapteinat beschrieb einen weiteren Rohstoff, der im Ton enthalten ist bzw. ihn eigentlich erst zum plastischen Ton, wie wir ihn kennen, macht: das seit der Sedimentation im Tertiär an die Tonmineralen gebundene Porenwasser. Ohne dieses Wasser, in seiner Wirkung auch als Ton- oder Grubenfeuchte bekannt, wäre Ton als Rohstoff vermutlich nicht gewinn- und verarbeitbar (siehe dazu auch die Blog-Beiträge zur Bildsamkeit). Mit einem speziellen Verfahren gelingt es, das Porenwasser, welches so alt wie die Tone ist, zu gewinnen. Verwendung findet es, auch Aqua Tertiary genannt, bei der Veredelung von fassstarken Whisky auf Trinkstärke. Letzterer trägt den Namen Clayborn, frei übersetzt „im Ton geboren“ (www.clayborn-whisky.de). Des weiteren finden sich in Tonlagerstätten, die früher untertägig abgebaut wurden, heute noch Reste des hölzernen Sicherungsausbaus, sogenannte Tonstempel. Diese Stempelhölzer können zu verschiedensten Dinge aufgearbeitet werden, u.a. auch zu einem Whiskyfass.

Dr. Piribauer als künftiger Ausschussvorsitzender, stellte die Aufgaben und Tätigkeiten der Arbeitsgruppe Silikatkeramik / Rohstoffe am Forschungsinstitut Glas-Keramik vor (www.fgk-keramik.de)

Sebastian Sänger, ebenfalls vom FGK in Höhr-Grenzhausen, berichtete über ein aktuelles Projekt zur Energiewende in der keramischen Industrie, welches sich mit den Eigenschaften und Möglichkeiten von Wasserstoff als Energieträger beschäftigt.

Dr. Reiner Dohrmann von der BGR (www.bgr.bund.de) Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover, berichtete als Leiter der Arbeitsgruppe „Ringversuch Korngrößenverteilung“ über den Stand der Arbeiten. Dabei hat die BGR die Ver- und Bearbeitung der ausgewählten Tone übernommen. Wesentlich ist die Homogenisierung und reproduzierbare Teilung der Proben, die den am Ringversuch teilnehmenden Firmen für die jeweilige eigenen Untersuchungen zur Verfügung gestellt werden. Langfristiges Ziel ist die Erstellung einer verbindlichen DKG-Richtlinie zur Korngrößenmessung. Daraus soll dann, nach dem üblichen Verfahren in Zusammenarbeit mit der BAM Bundesanstalt für Materialprüfung, neue eine DIN-Norm eingeführt werden.

Am Abend fand in lockerer Runde die Verabschiedung von Dr. Ralf Diedel statt, bei der auch der mit 35 Millionen Jahre altem Wasser aus Westerwaldton veredelte Clayborn verkostet wurde.

Die Sitzung wurde am zweiten Tag mit der Befahrung des Tagebaues Wimpfsfeld III und der Aufbereitungsanlage Maienburg der Stephan Schmidt KG vorgesetzt.

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