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Ukraine – und kein Ende

Über die Auswirkungen des Ukrainekrieges auf den Westerwälder Tonbergbau wurde an dieser Stelle seit Februar berichtet. Im Donbass näheren sich die russischen Angriff im weiter der Region des Tonabbaus von Drushkovka. Diese Ortschaft liegt ca. 15 km südöstlich von Kramatorsk. Aktuell liegen Slavjansk und Kramatorsk unter verstärktem Beschuss. Schadensberichte gibt es heute aus Chasov Yar, östlich der genannten Orte gelegen, wo ebenfalls Ton gewonnen wurde. Neben einem geringen Export wurden diese Tone dort im ansässigen Feuerfestwerk verarbeitet. Auch diese Grube gehört zur United Mineral Group UMG (www.umginvestments.com), die ebenfalls die großen Abbaue von Vesco betreibt.

Die Tonlagerstätten (‚weiße Flecken‘) im Donbass
(Quelle: google maps, satelite modus, 2022, Bildbreite ca. 200 km)
Chasov Yar liegt einige km östlich dieses Ausschnittes

Dass dem Westerwald bzw. den Westerwälder Tonbergbaufirmen mit dem Wegfall der ukrainischen Tone für den europäischen Fliesenmarkt kein Vorteil erwachsen ist, wie man spontan bei dem Ausfall eines solchen Konkurrenten hätte denken können, ist mittlerweile überdeutlich. Weder der Westerwald noch andere Tonregionen, können die ausgefallenen Lieferungen aus der Ukraine, wegen gravierender Unterschiede der Eigenschaften der Tone, ersetzen. Obwohl die Anfragen nach Ton bei den Westerwäldern ‚explodierten‘. In der Fliesenindustrie, besonders in Italien und Spanien, sind tausende Arbeitsplätze durch den Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen, gefährdet. Denn: Ohne Rohstoff – keine Produktion. Fast zwangsläufig ist dann auch mit steigenden Preisen für Fliesen (der Marktanteil italienische Fliesen in Deutschland liegt bei ca. 50 %) zu rechnen. Die deutsche Keramikindustrie ist weniger direkt betroffen, da ukrainische Tone in Deutschland nicht zum Einsatz kamen.

Eine Steigerung der Tonförderung im Westerwald ist durchaus denkbar und möglich, obwohl dies mit großen Problemen wie stark gestiegenen Gewinnungskosten (Treibstoffe usw.) verbunden ist. Allerdings behindern anhaltende Transport- und Logistikprobleme verschiedenster Art bei der Bahn, eine Steigerung der Menge zu erreichen. Aktuell gelingt es kaum, die derzeitigen Mengen reibungslos nach Italien zu transportieren. Also doch kein „Glück“? Vielleicht eher das Gegenteil, denn fehlender Ton und weiter steigende Energiekosten dürften zu nicht wenigen Produktionsschließungen führen. Letztlich für den Westerwald dann auch ein Verlust von Kunden. Die Tonbergbaufirmen suchen intensiv nach logistischen Lösungen, um Italien mehr Ton zur Verfügung zu stellen. Die italienische Fliesenindustrie bezieht bzw. bezog  jährlich ca. 2 Millionen Tonnen Ton aus der Ukraine. Diese Mengen sind nun schlagartig nicht mehr verfügbar. Diese Entwicklung stellt die Hersteller hochwertige Feinsteinzeug- und großformatiger Fiesen, deren Produkte u.a. anderem auf dem geringen Eisengehalt und der hohen Trockenbiegefestigkeit der ukrainischen Tone beruhten, vor existentielle Probleme.

Anlässlich der Keramikmesse ceramitec 2022, die vor wenigen Tagen in München stattfand, erklärten der italienische Verband der Keramikhersteller Confindustria Ceramica und der Bundesverband Keramische Rohstoffe und Industrieminerale e.V., dass die Rohstofflieferungen nach Italien bis Ende August um 10 % und bis Jahresende um 30 % steigen sollen. Anwesend waren auch Vertreter der DB Cargo, die den Güterverkehr auf der Schienen nach Italien abwickelt. Der abschließende Satz: „Die Unterzeichner sind sich einig, dass ohne eine effiziente Logistik die Ziele der Vereinbarung nicht zu erreichen sind“.

Gemeinsam Erklärung CC / BKRI vom 22.06.2022

ceramitec 2022, Fliesenindustrie, Italien, Logistik, Ukraine, Ukrainekrieg

Tonbergbau in Social Media