Alternative Tone für ukrainische Rohstoffe aus dem Donbass?? Teil IV
Tonvorkommen in Deutschland
Angesichts der aktuellen Entwicklung stellt sich auch die Frage, inwieweit nicht andere Tonvorkommen die Lieferausfälle der ukrainischen Tone ersetzen könnten. Die Möglichkeiten des Westerwaldes wurden bereits dargestellt. Ebenso wurden bekannte Vorkommen weltweit unter dem Gesichtspunkt beleuchtet, ob es Ersatz hinsichtlich Qualität und Quantität gibt. Fehlt noch die abschließende Betrachtung des deutschen ‚tonigen‘ Potentials.
Tonvorkommen der unterschiedlichsten Art sind über das ganze Bundesgebiet verteilt (Abb. 1). Eine klare Unterscheidung und Zuordnung ist auf Grund der komplexen Mineralogie, der Zusammensetzung oder der Verwendung, sehr schwierig und unübersichtlich. Die Gewinnung erfolgt heute praktisch nur noch im Tagebau.
Von den zuständigen Behörden (früher Bergämter) werden die Tone mit besonderen Eigenschaften erfasst (als Spezialtone* bezeichnet) und dem Bergesetz unterliegen (§3.4: ..“ Ton, soweit er sich zur Herstellung von feuerfesten, säurefesten oder nicht als Ziegeleierzeugnisse anzusehenden keramischen Erzeugnissen oder zur Herstellung von Aluminium eignet,“). Sofern eines dieser Kriterien nachgewiesen wird, kann die betreffende Lagerstätten unter Bergrecht gestellt werden. Dabei handelt es sich nicht zwangsläufig in jedem Fall wirklich um ‚Spezialton‘.
Bei der statistischen Erfassung wird die Tonförderung Deutschlands unterschieden in Spezialtone, Schiefertone, Kaolin und Bentonit. Die weit verbreiteten Ziegeltone, deren Abbau i.d.R. nicht der Bergaufsicht unterliegt, werden dabei nicht erfasst.
Spezialton
Spezialtone im engeren Sinn sind nur an wenigen Orten verfügbar. Das größte Abbaugebiet ist und bleibt der Westerwald. Ein Großteil der Förderung wird zur Herstellung von Baukeramik in das europäische Ausland verkauft. Laut BKRI lag die Förderung der Mitgliedsfirmen im Jahr 2021 bei 3.606.857 Tonnen.
Schieferton
Dieser Rohstoff wird in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gewonnen.
Kaolin
Kaolin wird in Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Sachsen-Anhalt gefördert.
Bentonit
Der größte Anteil der Förderung dieses Rohstoffs stammt aus Bayern. Der hessische Anteil unterliegt der Geheimhaltung. Die Tone sind reich an Montmorillonit und werden je nach den besonders ausgeprägten Eigenschaften entweder als Bleicherde oder als Bentonit verwendet.
All diese Angaben spiegeln jedoch nicht die praktischen Einsatz- und Verwendungsmöglichkeiten wieder.
Bundesländer | 2019 |
Rheinland-Pfalz | 2.690.134 t |
Bayern | 1.924.36 t |
Baden-Württemberg | 411.898 t |
Hessen | 1.012.635 t |
Sachsen | 260.222 t |
Nordrhein-Westfalen | 175.974 t |
Sachsen-Anhalt | 78.795 t |
Thüringen | 109.553 t |
Brandenburg | 62.742 t |
Niedersachsen | 83.704 t |
Mecklenburg-Vorpommern | 17.838 t |
Amtliche Förderzahlen Spezialton 2019 (Quelle: www.rohstofftransparenz.de)
Lediglich Westerwälder Tone stehen (theoretisch) in ausreichender Menge zur Verfügung, um die durch den Wegfall der ukrainischen Tone v.a. für die europäische Fliesenindustrie, mengenmäßig zu ersetzen. Aber die aktuellen Bedingungen bzgl. Logistik und anderer Lieferengpässe machen die Möglichkeit praktisch zunichte. Wie sich die (Fliesen-)Branche darauf einstellen wird, bleibt nur abzuwarten.
Quellen
– Steine- und Erden-Rohstoffe der Bundesrepublik Deutschland. Geol.Jb., Sonderhefte, Heft SD 10, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe BGR, Hannover, 2012
– BGR (2020) „Deutschland – Rohstoffsituation 2019“.
– Der Bergbau in der Bundesrepublik Deutschland 2016. Bergwirtschaft und Statistik. 68. Jahrgang 2018. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BMWE. Berlin
– Geschäftsbericht 2021/2022 Bundesverband Keramische Rohstoffe und Industrieminerale BKRI, Neuwied
– www.rohstofftransparenz.de
– www.destatis.de
* Der englisch Begriff ’special clays‘ bezeichnet eine Gruppe von Tonen wie Sepiolit, Palygroskit u.a., auf Grund ihrer speziellen Eigenschaften.
Deutschland, Donbass, Logisitk, Tonvorkommen, Ukraine, Westerwald