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Im letzten Untertagebergwerk auf Ton in Deutschland

Anlässlich der Sitzung des Rohstoffausschusses der DKG bei der Aug. Gundlach KG in Großalmerode bei Kassel bot sich die Möglichkeit, die letzte noch betriebene Schachtanlage zum Abbau von Ton zu befahren.

Die tertiären Tone des Großalmeroder Gebietes sind auf Grund ihrer besonderen Eignung zur Glashafenproduktion schon sehr lange bekannt. 1503 werden erstmalig die Großalmeroder Tonvorkommen in einer Chronik erwähnt, nachdem bereits 1443 über das Bestehen einer Glashütte im Kaufunger Wald berichtet wurde. Im Jahr 1537 wird Großalmerode vom Landgrafen Philipp zur Bundeshauptstadt der Gläsner ernannt. 1560 wird die Ausfuhr des Tones unter staatliche Kontrolle gestellt. 1714 wird eine Tongewerkschaft gegründet und 1789 die öffentliche Administration der Tongruben eingeführt. Von den Vereinigten Großalmeroder Thonwerken, die 1888 durch Zusammenschluss mehrerer Werke gegründet wurden, wurde Ton im Faulbach-, Lengemann- und Salzmannschacht gefördert.

Anzeige von 1894

Die Großalmeroder Tone wurden im Ober-Eozän (Tertiär) in Süßwasser-Seen abgelagert. Sie werden überlagert vom Melanienton (brackisch) und Rupelton (marin). Die eozänen Großalmeroder Tone werden unterteilt in den Oberton, den darunter liegenden Fettton und den Glashafenton an der Basis. Die Mächtigkeit des Fetttons liegt zwischen 2 und 10 m, die des Glashafentons zwischen 2 und 25m.

Diese Haupttonsorten unterscheiden sich insbesondere im Quarz-Tonmineral-Verhältnis. Der Glashafenton besteht etwa zur Hälfte aus Tonmineralen, vor allem solchen der Kaolinit-Gruppe, und zur anderen Hälfte aus sehr feinkörnigem Quarzsand. Der Fettton weist dagegen Tonmineralgehalte von etwa 80 % auf.

Der bekannte tertiäre Großalmeroder Glashafenton wurde in der Faulbacher und in der Großalmeroder Mulde am Rande des 643m hohen Hirschberges, auch übertätig abgebaut. In über- und unterlagernden Schichten treten weitere Tone und Braunkohlen auf. Heute wird nur noch der Glashafenton sowie der Fettton, in geringeren Mengen, untertägig im Lengemannschacht gewonnen.

Vor der Seilfahrt: Sicherheitseinweisung (Photo: St. Schmidt)
Windenhaus (Photo: St. Schmidt)
Förderkorb (Photo: St. Schmidt)
 
Die Hauptstrecken sind gemauert (Photo: St. Schmidt)
Die Strecke ist bis zum Abbauort mit Metallstreben gesichert
Vor Ort: Gewinnung mit der Vetter’schen Tongewinnungsmaschine
Lösen des Glashafentons mit der Schnecke
Strebausbau in Holz
Nur ‚warnfähiges,‘ langfaseriges Weichholz darf verbaut werden

Der Glashafenton zeichnet sich durch geringe Trockenschwindung und hohe Bruchfestigkeit im getrockneten Zustand aus, also durch insgesamt sehr günstige Trocknungseigenschaften. Der Glashafenton ist weltweit bekannt und wurde insbesondere im 20. Jahrhundert weltweit vermarktet und deckte über lange Zeit den Weltbedarf an diesem Rohstoff. Entsprechend entstanden in Großalmerode auch weiterverarbeitende Betriebe der Glas- und Schmelztiegelindustrie, die gegen Ende des 20. Jahrhunderts die Hauptabnehmer waren.

Schmelztiegel

Ein Schmelztiegel ist ein Tiegel, in dem Substanzen (meist Metalle) gemischt und geschmolzen werden. Sie werden meist im isostatischen Pressverfahren hergestellt. Die Schmelztiegel sind durch schnelle Aufheizzeiten energiesparend und weitgehend widerstandsfähig gegen chemische Angriffe. Sie haben eine gleichmäßige Wärmeleitung und einen geringen Schlackenansatz.

Näheres über Schmelztiegel ist auf der Homepage der Aug.Gundlach KG zu finden: www.aug-gundlach.de

Literatur

Bauer, S. (2003) Zum Tonbergbau von Großalmerode: Die Tongruben der Aktiengesellschaft Vereinigte Großalmeroder Thonwerke, Teil 1 & 2.. Keramische Zeitschrift, Vol.55, No.1, 18-22  No.3, 186-190

Bauer, S. (2006) Untertägiger Tonabbau am Beispiel der Lagerstätte Großalmerode. Glückauf, Vol.142, No.4, 154-158

Gotthardt, H. (1951) Chemische und physikalische Daten der Großalmeroder Tone. Tonindustrie-Zeitung, Vol.75, No.17/18, 269-272

Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (2006) Fachbericht Tonrohstoffe, 76 S.

Aug.Gundlach KG, Glashafenton, Großalmerode, Schachtabbau, Schmelztiegel, Tiefbau, VGT, warnfähiges Holz

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