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Alternative Tone für ukrainische Rohstoffe aus dem Donbass??

Teile der Keramikindustrie sind durch den Krieg in der Ukraine schwer, z.T. existentiell getroffen, da durch ausbleibende ukrainische Tone die zukünftige Produktion in Frage steht. Insbesondere Fliesenhersteller in Italien, Spanien, Polen, in nordafrikanischen Ländern wie Ägypten, Tunesien oder Marokko sind betroffen (siehe dazu auch vorangegangen Blog-Beiträge).

Dass der Westerwald als eines der größten Tonabbaugebiete in Europa diese Lücke nicht schließen kann, wurde ebenfalls bereits dargelegt. Die vordergründige Annahme, die Westerwälder Tonbergbaufirmen könnten durch den Wegfall der Tonlieferungen aus der Ukraine „profitieren“ trifft nicht zu.

Die Einstellung der Tonförderung und des -versandes aus der Ukraine hat (nicht zu ersten Mal) eine hektische und intensive Suche v.a. der Fliesenhersteller, nach alternativen Tonquellen und Tonen in Gang gesetzt. Daher lohnt sich ein Blick auf die weltweiten Tonvorkommen – und warum es keinen gleichwertigen Ersatz für die Tone aus dem Donbass gibt.

Neben den größten und bekanntesten Tonvorkommen im Westerwald, der Ukraine, Devon in England sowie in den USA, finden sich Tonlagerstätten aller Größen in fast allen Ländern der Erde. Große Tonreviere sind auf obiger Übersichtkarte eingetragen. Die Angaben basieren auf zahlreichen nationalen statistischen Erhebungen, die allerdings auf sehr unterschiedlichen Kriterien beruhen. Da es keine allgemein verbindliche Definition für den Rohstoff Ton (eng.: clay) gibt, erscheinen alle möglichen Arten von Ton in den Statistiken.

Gerne werden Tone als ‚Ball Clay’ in den Statistiken geführt, die jedoch nicht über die Eigenschaften, die mit dieser Bezeichnung verbunden werden, verfügen. Bei den Namen gebenden Ball Clays aus Devon/England handelt es sich um hochwertige Tone, die für die Herstellung von Sanitärkeramik benötigt werden. Einige Länder verwenden gerne diese Bezeichnung, auch wenn die geförderten Tone nichts mit Ball Clay zu tun haben.

Regelmäßig publizierte Übersichten über die Tonförderung verschiedener Länder des US-amerikanischen Geologischen Dienstes USGS (United States Geological Survey) machen dies deutlich. Sowohl die Vermischung aller möglichen, sachlich nicht vergleichbarer Tone, als auch die Mengenangaben, zeigen den ‚Wert‘ solcher Statistiken. Trotzdem werden solchen Zahlen nach wie vor für die unterschiedlichsten Zwecke verwendet. Man könnte also auch annehmen, es gäbe doch genug Ton.

Aber mit ‚Ton’ verhält es sich wie mit ‚Obst’: So wie es eine unüberschaubare Menge verschiedener Obstsorten gibt, so gibt es eine beliebige Anzahl unterschiedlicher Tone und Tonlagerstätten. Geologisch ist Ton ein Sedimentgestein. Tone bilden sich zumeist als Verwitterungsprodukte anderer Gesteine. Sedimentäre Tonlagerstätten entstehen durch Erosion, Umlagerung, Transport und Ablagerung verwitterter, tonhaltiger Gesteine. Sie sind im Laufe der langen Erdgeschichte an vielen Stellen auf der Welt entstanden. Entsprechend vielfältig und unterschiedlich sind die Tone.

Tone in Europa – Teil I

Plastische keramische Tone werden u.a. in England, Frankreich, Tschechien, Polen und der Türkei gewonnen. Förderzahlen (siehe Tabelle) enthalten die unterschiedlichsten Arten von Tonen und sind untereinander nicht vergleichbar. Länder wie Portugal, Russland oder die Niederlande mit einer nennenswerten Tonförderung erfassen diese dar nicht in ihren nationalen Statistiken

England

Hinsichtlich der keramischen Verwendbarkeit im Vergleich zu ukrainischen oder Westerwälder Tonen, sind die englischen Vorkommen in der Grafschaft Devon zu nennen. Die Lagerstätten unterscheiden sich in ihrem Typ deutlich z.B. von den Westerwälder. Liegen die Mächtigkeiten im Westerwald max. bei rund 100 Metern, so erstrecken sich die Tonlagen in Devon nachweisbar in mehrere hundert Meter Tiefe. Ein wesentliches Merkmal dieser Tone sind die zahlreichen Zwischenlagen mit hohem organischem Anteil. Diese ‚ball clays‘ im eigentlichen Sinne, kommen vor allem in Sanitärtonen zum Einsatz, welche auf Grund ihrer sehr guten Gießeigenschaften weltweit für die Herstellung von Sanitärkeramik verwendet werden. Neben den Tonbecken von Bovey und Petrostow sind die Tonlager in Wareham (Grafschaft Dorset) von Bedeutung. Zur Herstellung von Fliesen sind diese Sorten nicht geeignet. Solche Tonlagen treten ebenfalls in den Lagerstätten auf, enthalten aber oft organische Kohlenstoffverunreinigungen, die Probleme im Schnellbrand verursachen.

Lage der englischen Tonvorkommen
Lage der englischen Tonvorkommen
Tagebau in Devon mit den dort typischen Zwischenlagen mit hohem organischem Anteil

Einen nennenswerten Ersatz für ukrainische Tone stellen die Devon Clays, die nicht für die Produktion von Sanitärtonen geeignet sind, nicht dar, sowohl qualitativ also auch quantitativ. Durch die Nähe zu Seehäfen an der Südenglischen Küste wäre allerdings der Versand größerer Tonnagen durchaus möglich.

Devon, Donbass, Europa, Tonvorkommen, Ukraine

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