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Der Tonbergbau in der Ukraine

Der aktuelle Krieg auf dem Territorium der Ukraine wirkt sich direkt und indirekt auch auf den Westerwälder Tonbergbau aus.

Ukrainische Tone, gefördert im Donbass, sind mittlerweile die Rohstoffbasis für die Herstellung hochwertiger Fliesen in vielen Ländern. Spezielle, besonders 3mm-dünne Fliesen, u.a. unter dem Markennamen ‚Laminam‘ bekannt, können bislang nur mit Einsatz ukrainischer Tone hergestellt werden. Und da der Tonexport aus dieser Region nun unterbrochen ist und in absehbarer Zeit kaum im gewohnten Maße wiederaufgenommen werden wird, wird es zu massiven Veränderungen der Versorgung im Fliesensektor kommen. Betroffen sind die Industrien v.a. Italiens und Spaniens. Ebenso die Türkei, Ägypten, Marokko, Tunesien, die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Nachfrage nach Westerwälder Tonen wird deutlich steigen.

Aus diesem Grund zitieren wir an dieser Stelle aus dem Beitrag über ukrainische Tone aus der TonLeiter (Nr. 28)r.

Tonvorkommen – weltweit Teil II: Ukraine

Die größten Vorkommen keramischer Tone liegen im Donetsk-Becken der Ukraine (auch als Donbass bekannt), im Westerwald in Deutschland, Devon in Südwestengland, der Provins und Charente in Frankreich. Mittlerweile haben ukrainische Tone alle anderen Tonreviere Europas mengenmäßig überholt. Die Ukraine ist wichtigster Tonlieferant geworden. Die Fliesenproduktion ist nach der von Ziegel und Klinkern der größte Ton-Verbraucher der Keramikindustrie. Zwischen 25 und 65 % der Gesamtmasse einer Fliese besteht vor dem Brand aus Ton. Insbesondere bei der Herstellung von Feinsteinzeugfliesen, auch Gres Porcellanato genannt, kann auf die Eigenschaften und die benötigte Menge kaum noch auf ukrainischen Ton verzichtet werden. Großformatige Fliesen lassen sich heute mit der gängigen Technologie ökonomisch nur mit den plastischen Donbass-Tonen erzeugen.

Der 24. August 1991 war der Tag der Staatsgründung der heutigen Ukraine. Im Rückblick war es der formale Auslöser für gravierende Verschiebungen auf dem europäischen Tonmarkt. Keramische Tone des Donetsk-Beckens, in der östlichen Ukraine gelegen, wurden bis dahin nur in der damaligen UdSSR und den RGW-Staaten verwendet. 1994 begann der Einsatz ukrainischer Tone zuerst in Italien. Die Liefermengen nahmen stetig zu.

Eigenschaften der Tone

Die mineralogische Zusammensetzung aus fehlgeordnetem Kaolinit, Illit und Quarz verleiht diesen Tonen ihre hervorragenden keramischen Eigenschaften: sehr helle Brennfarbe bei 1200°C, sehr gutes Dichtbrennen, sehr gute Trockenbiegefestigkeit und entsprechende Plastizität im ungebrannten Zustand. Dabei sind sie praktisch frei von organischen Verunreinigungen. Auffallend ist ein geringer Anteil Fe2O3 (0,7 bis 2,0 %), der bei höheren Gehalten von Al2O3 weiter abnimmt. Der vorliegende freie Quarz ist ebenfalls sehr feinkörnig und liegt zwischen 10 und 30%. Die Al2O3-Werte als weitverbreitetes indirektes Kriterium liegen zwischen 20 und 34 %. Die Tonlagen sowohl innerhalb eines Vorkommens als auch im gesamten Gebiet sind im Vergleich zu den deutschen oder französischen Lagerstätten wesentlich gleichmäßiger ausgebildet. Es verwundert nicht, dass von den verschiedenen Anbietern sehr ähnliche Tonqualitäten verkauft werden. Anders als in anderen Tonrevieren werden die Tonlager im Donbass durch sehr mächtige Abraumschichten von teilweise mehr als 50 Metern überlagert.

Die wichtigen Lagerstätten liegen südwestlich der Stadt Drushkovka. Die Tonlagerstätte von Chasov Yar liegt etwa 20 km östlich von Drushkovka und enthält ca. 20 Mio. t an Tonvorräten. Die Gesamtreserven  der in der Karte verzeichneten Lagerstätten summiert sich auf über 150 Mio. t. Dem Geologischen Dienst der Ukraine zu Folge werden bekannte und bereits teilweise explorierte Vorkommen auf über 1.000 Mio. t geschätzt. Weiterhin zunehmende Nachfrage nach ukrainischem Ton sind gewinnungstechnisch also keine Grenzen gesetzt.

60 t-Waggons der ukrainischen Bahn, mit Ton beladen und fertig für den Weitertransport. Mit der Bahn geht es zum Hafen Mariupol.
Mischanlage der UMG-Firma Vesco, Drushkovka, mit 500m-langen Förder- und Absetzbändern. Hier können mehrere hunderttausend Tonnen für die Wintermonate bevorratet werden, wenn der Abbau in den Gruben planmäßig eingestellt wird.

Auch der Tonbergbau des Donbass blickt auf eine lange Geschichte zurück: Tonstechen von Hand war wie im Westerwald, in früheren Zeiten auch dort anzutreffen.

Tonstecher in einer Grube bei Chasov Yar. Originalunterschrift: „Mining fireclay before the revolution“, Quelle: Ogneupory No.8, 1967

Donbass, Fliesenherstellung, Gres Porcellanato, Laminam, Nachffrage, Ukraine, Ukrainische Tone

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