Skip to main content

.

.

Wiederum: Ukraine

Der Krieg in der Ukraine ist das zur Zeit alles beherrschende Thema. Wie bereits im vorangegangenen Eintrag beschrieben, wirken sich die Ereignisse auch auf den Westerwälder Tonbergbau aus. Spontan könnte man glauben, dass sich der Ausfall des Donbass als Tonlieferant, insbesondere für Italien, Polen oder Spanien, durch die nun aus diesen Ländern stark gestiegene Nachfrage positiv für den Westerwald auswirkt. ‚Wir haben doch genug Ton‘! Wie aber bereits ausgeführt, kann weder der Westerwald noch andere Tonregionen, die ausgefallenen Lieferungen aus der Ukraine ersetzen. Die betrifft in erster Linie die Qualität der Tone. Mit einiger Anstrengungen lässt sich die Tonförderung im Westerwald in überschaubarer Zeit steigern, ohne dass es die Substanz der Lagerstätten gefährdet.

Es sind jedoch eine Reihe weiterer Faktoren zu berücksichtigen. Seit geraumer Zeit bekommen praktisch alle die Folge von Lieferengpässen, Materialknappheit, Personalmangel und nicht zuletzt stark gestiegene Energiekosten, zu spüren. Unter- oder überlagert, wie man das jeweils betrachten will, wird die momentane Situation durch die Forderungen der Politik bezüglich der ‚Energiewende‘. Diese brisante ‚Mischung‘ verschiedener Probleme relativiert die oben beschriebene gestiegene Nachfrage nach Ton.

Der Umstellungsprozess auf andere Energieträger ist gerade für die Keramikbranche eine erhebliche Herausforderung, da keramischen Produkte gebrannt werden müssen, üblicherweise mit Gas, um ihren Zweck zu erfüllen. Hier zeichnen sich seit Längerem große Schwierigkeiten ab. Die in kurzer Zeit rasant gestiegenen Energiekosten bringen jetzt z.B. Fliesenhersteller, nicht nur in Italien, an den Rand der wirtschaftlichen Existenz (und darüber hinaus).

Moderner Rollenofen zum Brennen von Fliesen

Aktuelles Interview zum Zusammenbruch der Tonversorgung aus der Ukraine.

Damit verliert auch die Westerwälder Tonindustrie Abnehmer. Wer keine keramischen Produkte mehr herstellt, braucht auch keinen Ton mehr. Dazu sprunghaft steigende Energiekosten, vor allem beim Gas, was zu weiteren Produktionsstillegungen führen wird.

Hinzu kommen erhebliche Probleme auf dem Transportsektor. Ton aus dem Westerwald, aktuell ca. 800.000 Tonnen, wird seit Jahrzehnten per Bahn nach Italien gebracht. Auf dem Rückweg werden italienische Fliesen (deren Marktanteil in Deutschland liegt bei rund 50%) nach Deutschland gebracht. Aber selbst bei einer Steigerung der Tonförderung für die italienische Fliesenindustrie wären Mehrmengen mangels großer Probleme bei DB Cargo, nicht zu bewerkstelligen. Eine Situation, die schon länger besteht.

Interessante Meldungen dazu:

Quelle DVZ Deutsche Verkehrszeitung
Quelle DVZ Deutsche Verkehrszeitung

Sollte es zu einer Unterbrechung der Gaslieferungen aus Russland kommen, hat dies weitere, gravierende Folgen. Die Energieversorgungsunternehmen haben bereits in einem Schreiben an alle ihre Gaskunden auf mögliche Konsequenzen hingewiesen.

Zitat Schreiben der evm vom 9.3.2022. Der letzte Satz ist beachtenswert.

Sehr geehrte Kundinnen und Kunden,

VERSORGUNG IST GESICHERT

Wir sind bestürzt über die Ereignisse in der Ukraine und drücken der Bevölkerung vor Ort unser tiefes Mitgefühl aus. Über einen Versorgungsausfall müssen sich Gaskundinnen und -kunden allerdings keine Sorgen machen: Die Versorgung ist weiterhin gesichert. Wir haben Antworten auf die wichtigsten Fragen hier zusammengestellt.

Der Krieg in der Ukraine rückt die Sicherheit: der Energieversorgung in Europa derzeit in den Fokus. Große Mengen des in Deutschland verbrauchten Erdgases stammen aus Russland.

Der Erdgasabsatz in Deutschland belief sich 2021 nach ersten Daten auf 1.003 Milliarden Kilowattstunden. Die Betriebe der Industrie sind mit 36 % die größte Abnehmergruppe. Der Anteil der Haushalte, der stark witterungsabhängig ist, beträgt 31 %.

Grundsätzlich treffen wir als örtlicher Verteiler und Netzbetreiber gemeinsam mit

anderen Akteuren des deutschen Gasmarktes Vorsorge Für denkbare Auswirkungen auf die Energieversorgung. Wir möchten Sie mit diesem Schreiben darüber informieren, was je nach Lage für Sie als Unternehmen wichtig ist.

Aktuell ist die Versorgung gesichert; es gibt keine Einschränkungen. Sollte es jedoch zu einer Versorgungskrise kommen, Z.B. infolge der Reduzierung oder gar eines Stopps der russischen Erdgaslieferungen nach Europa, würde der „Notfallplan Gas Für die Bundesrepublik Deutschland“ der Bundesregierung zur Anwendung kommen. Darin ist geregelt, wie die Gasversorgung in Deutschland in einem solchen Fall gesichert werden kann. Dazu zählen vor allem der Rückgriff auf Speicher sowie der Bezug von Gas aus alternativen Quellen. Sollten diese und andere Maßnahmen nicht ausreichen, kann die Bundesregierung die Notfallstufe ausrufen. In diesem Zusammenhang ist für Sie wichtig zu wissen:

Haushaltskunden gehören zur Gruppe der geschützten Kunden. Bei einer sogenannten Gasmangellage wird alles unternommen, um geschützte Kunden weiter zu versorgen. Auch bei „grundlegenden sozialen Diensten“ handelt es sich um geschützte Kunden. Der Gesetzgeber hat u.a. Krankenhäuser, stationäre Pflegeeinrichtungen, Feuerwehr und weitere Kundengruppen aufgelistet.

In der Gruppe der nicht geschützten Kunden können ebenfalls spezifische Besonderheiten vorliegen, die möglicherweise dazu führen, dass auch diese bei einer Gasmangeltage vorrangig versorgt werden. Sollten Für Ihr Unternehmen Ihrer Ansicht nach solche schützenswerten Besonderheiten vorliegen, teilen Sie uns dies bitte innerhalb von 14 Tagen per E-Mail mit und Fügen aussagekräftige Dokumente bei.

Bei einer Gasmangellage kann es dazu kommen, dass die Belieferung von gewerblichen Kunden reduziert oder ganz eingestellt: werden muss. Sollte dieser Fall eintreten, werden Sie unverzüglich informiert, damit Sie Ihre Betriebsabläufe darauf ausrichten können.“

Das Handelsblatt 24.03.2022 schreibt:

Energieverband fordert Ausrufung der Frühwarnstufe im Gas-Notfallplan – Wirtschaftsministerium beschwichtigt

Putin hat angekündigt, dass der Westen Gas nur noch in Rubel bezahlen soll. Die Gasbranche ist in Aufruhr, Unternehmen sind verunsichert.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft fordert die Bundesregierung auf, die Frühwarnstufe im nationalen Notfallplan Gas auszurufen. BDEW-Chefin Kerstin Andreae sagte der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag in Berlin: „Es liegen konkrete und ernst zu nehmende Hinweise vor, dass wir in eine Verschlechterung der Gasversorgungslage kommen.“…„Die Haushaltskunden sind qua existierender Regelung geschützt. Zudem muss auf europäischer Ebene das Ausrufen der Frühwarnstufe koordiniert werden“, sagte Andreae. …Zum aktuellen Zeitpunkt dürfte eine Frühwarnstufe keine allzu einschneidenden Maßnahmen bedeuten. „Auf der Frühwarnstufe greifen noch keine Zwangsmaßnahmen“, sagt die Anwältin Franziska Lietz von der Kanzlei Ritter Gent. Erst in der Notfallstufe werde das dann zu knappe Gut Gas verteilt, etwa über Abschaltungen.

…Die derzeit diskutierte Frühwarnstufe ist eine von drei Krisenstufen. Alle drei sind in einer Gas-Versorgungssicherheits-Verordnung von 2017 geregelt. Das Bundeswirtschaftsministerium kann die Frühwarnstufe ausrufen, wenn etwa die Gefahr langfristiger Unterversorgung mit Gas besteht. Dann müssen Gasnetzbetreiber aktiv werden und die Versorgung sicherstellen. Dazu können sie etwa Verträge mit Unternehmen nutzen, die bereits einem Gaslieferstopp im Notfall zugestimmt haben…..Wenn die Lage sich so sehr zuspitzt, dass der Markt die Gasversorgung nicht mehr bewältigen kann, kommt es zur Notfallstufe. Dann würde die Bundesnetzagentur entscheiden, wie das noch verfügbare Gas verteilt wird.

Unternehmen zeigen sich verunsichert

In diesem letzten Fall müsste also eine staatliche Behörde entscheiden, wer noch Gas bekommt und wer nicht. Russisches Gas wird nicht nur in Privathaushalten zum Heizen und in Gaskraftwerken zur Energieerzeugung benötigt, sondern auch zu einem großen Teil von Unternehmen verbraucht.

Bislang gibt es nur einen groben Plan, wie bei einer Gasknappheit vorzugehen ist. Im „Notfallplan Gas für die Bundesrepublik Deutschland“ ist geregelt, dass zunächst Unternehmen betroffen sind, die ohnehin in ihren Verträgen die Möglichkeit eingeräumt haben, kurzfristig die Belieferung auszusetzen.

Im nächsten Schritt sollen dann Gaskraftwerke folgen, die nicht systemrelevant für die Versorgungssicherheit sind. Dann kommen aber schon Unternehmen an die Reihe, die eigentlich nicht mit so einem Fall gerechnet haben. Welche Firmen das dann vorrangig treffen könnte, ist bislang nicht geregelt. Nach Handelsblatt-Informationen erarbeitet die Bundesregierung aber derzeit einen Plan, welche Unternehmen im Notfall als Erstes vom Netz genommen werden sollen.

B Cargo, Bahntransport, Fliesenindustrie, Italien, Tontransporte, Tranport, Ukraine

Tonbergbau in Social Media