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Bims

Ein kürzlich erneut ausgestrahlter TV-Beitrag „Vulkane – eine Gefahr in Deutschland behandelte ein zeitlich entfernt aber räumlich naheliegendes Thema. Dabei wurde auch auf den 250-seitigen Roman „Die Flucht der Ameisen“ des Geologen Ulrich C. Schreiber eingegangen. Dieser verfolgt in seiner Geschichte das gehäufte Auftreten von Ameisenhügeln entlang von Störungszonen in der vulkanischen Osteifel. Erste Indizien für einen kurze Zeit später folgenden Vulkanausbruch am Rhein und seine Folgen. Seiner literarisch aufgearbeiteten Idee (bzgl der Ameisen) sind real zahlreiche wissenschaftliche Publikationen gefolgt (siehe Literaturverzeichnis) und sie wird heute als gesicherte Erkenntnis angesehen.


Folgen eines Vulkanausbruchs am Rhein in der Eifel. Die Flüsse stauen sich auf 200m Höhe. Karte aus ‚Die Flucht der Ameisen‘.

Auf den ersten Blick hat der Eifel-Vulkanismus, außer seiner räumlichen Nähe, wenig bis nichts mit dem Westerwälder Ton zu tun. Sind doch die tertiären Tonlagerstätten geologisch wesentlich älter (50-20 Millionen Jahre) und über einen langen Zeitraum langsam sedimentiert und gänzlich anders entstanden als das, was die Eifelvulkane hervorbringen. Diese vulkanische Region ist zwar heute inaktiv und gilt als ruhend. Der Ausbruch, verbunden mit der Entstehung des Laacher Sees liegt erst 12.930 Jahre zurück (geologisch gesehen also gerade eben erst passiert). Dabei hat sich das Auswurfmaterial, der Bims, innerhalb weniger Tage weit verbreitet und z.T. mächtige Ablagerungen hinterlassen.

Hier liegt der Berührungspunkt zwischen Westerwälder Ton und dem vulkanisch entstandenen Bims. In unmittelbarer Umgebung des Ausbruchszentrum wird noch heute Bims abgebaut. Auch im Westerwald hat sich der Bims an vielen Stellen abgelagert, wie z.B. im Grenzhäuser Wald bei Höhr-Grenzhausen. In geringer Entfernung findet man kleinere, oberflächennahe Vorkommen von tertiären Tonen. Zu klein, um abgebaut zu werden.


Bimsvorkommen im Grenzhäuser Wald. Abbau erfolgte 1977 innerhalb weniger Wochen.

An zahlreichen Vorkommen des Bimses stößt man auf eine dünne, harte und dunkle Lage verfestigten Materials, die sogenannte Britzbank (bergmännischer Ausdruck für eine dünne, feinkörnige Ascheschicht). Diese ermöglicht eine zeitliche Einordnung, welche z.B. für die Paläogeographie von Bedeutung ist.


In den Bism-Ablagerungen, nicht nur im Westerwald, ist häufig die sogenannte Hauptbritzbank zu finden.

Aber auch in oder in der Nähe vom im Abbau stehenden Tonlagerstätten treten Bimsablagerungen auf. Für die Westerwälder Tonbergbaubetriebe eher ‚lästig‘, handelt es sich doch um einen völlig anderen Rohstoff als Ton. Man ist darauf bedacht, Verunreinigungen der Tone mit Bims zu verhindern. Liegt Bims in ausreichender Menge vor, wird er von Firmen des ‚Bimskerngebietes‘ im Neuwieder Becken abgegraben und abtransportiert. Grundlage ist das sogenannte Bims-Gesetz, etwas, dass es nur in Rheinland-Pfalz gibt.

Landesverordnung zur Durchführung des Landesgesetzes
über den Abbau und die Verwertung von Bimsvorkommen
Vom 21. Juli 1952

Einiges zum Laacher See (ausführlich bei: www.vulkane.net)

Beim Laacher See, ca. 8 km von Andernach entfernt, ist ein Maarvulkan, dessen Caldera von einem Ringwall umgeben ist. Der 3,3 km² große See hat einem Umfang von 7.300 m und misst an seiner tiefsten Stelle 53 m. Maarvulkane entstehen durch phreatomagmatische Explosionen: Hierbei kommt Magma vor seinem Austritt mit Grundwasser in Kontakt. Das Wasser verdampft schlagartig und löst so starke Explosionen aus. Diese Explosionen schaffen eine trichterartige Hohlform deren Rand von einem Wall umgeben ist. Dieser Ringwall besteht aus Gesteinstrümmern des Grundgebirges und Lavamaterial des Vulkanausbruchs.

Der Laacher See Vulkan bildet das Zentrum des Vulkanfeldes der Osteifel, welches aus ca. 100 Vulkanen besteht. Die ersten Vulkanausbrüche fanden im Gebiet des Laacher See Vulkans vor 570.000 Jahren statt. Es entstanden erste Schlackenkegel und Stratovulkane. Mächtige Basaltlavaströme und Tuffdecken aus Alkalibasalt wurden entstanden. Die Stadt Mendig liegt auf diesen Lavaströmen. Hier wurde der Basalt wurde untertage abgebaut. Das Stollensystem ist heute „Vulkankeller“ bekannt. Höhepunkt der letzten Ausbruchsperiode war die Förderung großer Bimsstein- und Aschemengen aus dem Laacher See Vulkan. Die größte Eruption fand hier vor 12.900 Jahren statt. Die Aktivitäten endeten erst vor 11.000 Jahren, zum Ende der letzten Eiszeit.

Vulkanasche stieg bis zu 30 km in die Stratosphäre auf. Winde transportierten die sie über 1000 km weit, bis nach Schweden im Norden und Norditalien im Süden. Aus dieser Aschewolke stammen auch die Bimsansammlungen im Westerwald. Die Auswurfmenge wird auf ca. 6 km³ geschätzt.

Lange sah man den Laacher See Vulkan als erloschen an, muss aber heute davon ausgehen, dass er nur ruht und jederzeit wieder aktiv werden kann. CO2-Ausgasungen, vor allem am Ostufer des Laacher See (sogenannte Mofetten) gelten als Hinweis auf eine aktive Magmenkammer im Untergrund.

Links

https://www.planet-wissen.de/video-ameisen-als-geologen-100.html

https://www1.wdr.de/mediathek/video-vulkane–eine-gefahr-in-deutschland-100.html

http://www.vulkane.net

Literatur

BOSINSKI, G. (1968) Ein Magdalénien-Fundplatz in Feldkirchen-Gönnersdorf, Kreis Neuwied. Eiszeitalter und Gegenwart, 19, 268-269

FIEDERLING, H.G. (1979) Geologie des Brexbachtales nordöstlich von Höhr-Grenzhausen/Westerwald. Unveröff. Diplomarbeit

HENSCH, M., DAHM, T., RITTER, J., HEIMANN, S., SCHMDIT, B., STANGE, S. & LEHMANN, K. (2019) Deep low-frequency earthquakes reveal ongoing magmatic recharge beneath Laacher See Volcano (Eifel, Germany). Geophysical Journal International, 216, 2025-2036

KOENIGSWALD, W.v. & MEYER, W. (1994) Erdgeschichte im Rheinland – Fossilien und Gesteine aus 400 Millionen Jahren. Pfeil, München

LANDESAMT FÜR GEOLOGIE UND BERGBAU RHEINLAND-PFALZ (2005) Geologie von Rheinland-Pfalz. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart

MEYER, W. (1998) Geologie der Eifel. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart

SCHMINCKE, H.U. (2000) Vulkanismus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt

SCHREIBER, U.C. (2006) Die Flucht der Ameisen. Shayol Verlag, Berlin

Bims, Laacher See

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