Wie kommt der Ton in den Westerwald ? Teil IV/V
Nach seiner Bildung war das Rheinische Schiefergebirge* also einschließlich des Westerwaldes zum Beginn des Tertiärs ein nur wenig über dem Meeresspiegel liegendes Festland und großflächig unter tropischen Bedingungen einer intensiven Verwitterung ausgesetzt.
Es bildete sich die bis mehrere Zehnermeter mächtige kaolinitische Mesozoisch-Tertiäre Verwitterungszone (MTV). Im gesamten Schiefergebirge sind noch Spuren dieser Verwitterungskruste zu beobachten. An einigen Stellen ist die Verwitterungszone praktisch ungestört erhalten und wird z.B. bei Nentershausen (Grube Mehl), Alpenrod (Grube Dickenhahn), Oberbrechen (Grube Augusta) oder im Taunus in der Grube Kettenbach, abgebaut. Da sich die vertonten Schichten noch in ihrer ursprünglichen Lagerung befinden, spricht man von primären Lagerstätten im Gegensatz zu den umgelagerten Tonen, die wegen ihrer hervorragenden keramischen Eigenschaften als die eigentlichen Westerwälder Tone weltweit bekannt sind, die sekundäre Lagerstätten sind.
Ohne diese tiefgreifende tropische Verwitterung (der heutige Westerwald lag im Mesozoikum – Tertiär geographisch in Äuqatornähe) wäre es nicht zu Entstehung der Westerwälder Tonlagerstätten gekommen. Silt- und Tonschiefer, feldspathaltige Sandsteine (Grauwacken) wurden kaolinitisiert und gebleicht. Dieser tiefreichende und großflächige Saprolith** bedeckte den größten Teil des Rheinischen Schiefergebirges und wurde mit Beginn des Tertiärs erodiert, abgetragen und von seinem Entstehungsort wegtransportiert.
Die Abtragung des verwitterten Grundgebirges durch Niederschläge und Transport in Bächen und Flüssen und Ablagerung in flachen Becken und Seen begann mit dem Eozän vor ca. 56 Mio. Jahren.
Die Tonlagerstätten entstanden, es war feucht und heiß. An vielen Stellen wucherte die tertiäre Fauna. Deren Reste findet sich hier und da als Braunkohle im Westerwald. Der größte Teil der heute abgebauten Tone hat sich also vor 25 bis 55 Mio. Jahren abgelagert ( zwischen dem 27. und 30. Dezember).
* Das Rheinische Schiefergebirgeist ein Mittelgebirge in Deutschland (Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland). Als geologisch-geografische Einheit reicht es weiter nach Luxemburg, Frankreich und Belgien. Seine höchste Erhebung befindet sich im Taunus mit dem Großen Feldberg (881,5 m über NN).
**Saprolith (altgriechisch σαπρός sapros „faulig“ und altgriechisch λίθος líthos „Stein“), auch Saprolit, ist die Bezeichnung für ein ursprünglich silikatisches Gestein, das unter humiden Bedingungen (z. B. Tropengebieten) tiefgründig chemisch verwittert ist (Quelle: Wikipedia)
Quellen
Stratigraphie von Deutschland IX. Tertiär, Teil 1. Schriftenreihe der Deutschen Geologischen Gesellschaft für Geowissenschaften, 2011. Heft 75
Felix-Henningsen, P. (1990) Die mesozoisch-tertiäre Verwitterungsdecke (MTV) im Rheinischen Schiefergebirge. Relief Boden Paläoklima, Band 6, 192 S., Berlin, Stuttgart