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Abbaumethoden im Westerwälder Tonbergbau – III/X – Glockenschacht

Glockenschächte sind aus dem Erz- und Tonbergbau bekannt. Sie gelten als Sonderform des  Duckelbaus. So wird ein manuelles Abbauverfahren bezeichnet, das insbesondere für unregelmäßig vorkommende, dicht unter der Erdoberfläche liegende Lagerstätten mit geringer Mächtigkeit verwendet wurde. Ducke sind kleine Schächte, gewöhnlich mit kreisförmigem Querschnitt, bei denen der Durchmesser mit zunehmender Teufe konisch erweitert wurde. Der Abbau wurde solange betrieben, bis der Schacht zusammenzustürzen drohte.

Der Abbau in Glockenschächten war über Jahrhunderte die einzige Möglichkeit, Ton aus größeren Tiefen abzubauen. Zunächst wurde mit Hilfe einer Probebohrung nach Ton gesucht. War man erfolgreich, so begann man die oberen Erdschichten in einem bis zu 1,5 Meter breiten, runden Schacht abzutragen. Mit zunehmender Tiefe wurden die Wände mit einem Geflecht aus Weiden und Hainbuchenstangen stabilisiert und die Zwischenräume mit Reisig und Stroh ausgekleidet. Erreichte man die Tonlagerstätte, so begann man den begehrten Rohstoff auch an den Wänden abzustechen. Hierdurch entstanden unterirdische, glockenförmige Aushöhlungen, die dieser Technik den Namen „Glockenschächte“ gaben. In Abhängigkeit von der Mächtigkeit der Deckschichten konnten die Kammern einen Durchmesser von über 20 Metern erreichen.

Ein Problem beim Abbau in Glockenschächten war die Arbeitssicherheit. Mit zunehmender Größe der Glocke wurde oft die Last der Deckschichten zu groß und brachte den Schacht schließlich zum Einsturz. Dabei wurden Arbeiter unter oft tonnenschweren Erdschichten begraben. Auch die Sauerstoffversorgung in den Schächten war vor allem im Sommer ein großes Problem. Die Arbeiter versuchten durch das Einleiten von Wasser und dessen Verdunstung einen Luftaustausch, also eine Bewetterung zu erzeugen. Dies brachte jedoch nur eine minimale Verbesserung.

Glockenschächte gestatteten die Förderung von über 1500 t Ton je Schacht. Sie hatten andererseits den Nachteil einer unrationellen Tonausbeute. Der Abbauverlust bei dieser Abbauweise beträgt rund 40%.

Glockenschächte wurden bis zu einer Tiefe von 20 Metern und mehr angelegt. Zu dritt wurde an einem Glockenschacht gearbeitet: 2 Mann im Schacht und 1 Mann übertage an der Haspel. Im Schacht wurde der Ton ringförmig gestochen, bei der Vergrößerung des Schachtdurchmessers. Senkrecht wurde ebenfalls mit dem Spaten die ca. 10-12 kg großen Blöcke gestochen. Diese Methode, genannt Ringen und Schroten, also um 90° versetzte Stiche mit dem Spaten wurden bis zum Ende dieser Form der Tongewinnung, angewandt.

Haspel über einem Glockenschacht
Das einzige Bild des Bilderarchiv des Tonbergbaumuseum, das in einem Glockenchacht aufgenommen wurde
Im Tagebau angeschnittenener Glockenschacht.

Die verlassenen Schächte wurden mit Erde verfüllt. Auch wurden von den ansässigen Keramikwerkstätten oftmals gebraucht Gipsformen und Brennbruch in offengelassenen Glockenschächten ‚entsorgt‘.

Der Tonabbau im Glockenschacht kam in den 1940er Jahren zu erliegen. Mit einer Änderung im Berggesetz am 31.12.1942, der sogenannten Silvesterverordnung, wurde das Abbauverfahren im Glockenschacht praktisch verboten.

Literaturangaben im Teil X

Abbaumethoden, Duckelbau, Glockenschacht

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