Glückauf ! Besuch im letzten untertägigem Kaolinabbau Deutschlands
Die Tongewinnung unter Tage, in den Anfängen durch Glockenschächte, dann in ausgebauten Schachtanlagen, hat lange Zeit den Westerwälder Tonbergbau geprägt. Der letzte Untertagebau im Westerwald, der Schacht ‚Richard‘ in Oberahr, wurde im Jahr 2000 geschlossen.
Die untertägige Gewinnung war auf hochwertige Tonqualitäten ausgerichtet. So ist heute noch die Staatliche Porzellanmanufaktur Meissen für ihre hochwertige Produkte auf einen Kaolin angewiesen, den sie selbst aus der eigenen Lagerstätte in Seilitz fördert. Trotz intensiver Forschungen ist es bis heute nicht gelungen, einen gleichwertigen Rohstoff zu finden, der den eigenen ersetzen kann. So ist dann auch die Befahrung des Bergwerkes in Seilitz etwas Besonderes.
Seit 1764 bezog die Manufaktur Kaolin aus dem Tagebau in Seilitz. 1825 wurde dann an selber Stelle der Tiefbau aufgefahren. Die Lagerstätte, ein verwitterter Quarzporphyr, die sich zu 85 % aus Kaolinit, 11 % Quarz, weniger als 3 % Smektit und sehr geringen Anteilen an Eisen- und Titan-Mineralen zusammensetzt.
Der derzeitige Abbau geht in einer Teufe von 18 m um. Bei einem Vortrieb von 1m / Woche werden jährlich etwa 500 Tonnen mit Keilhaue, Schaufel und Bohrhammer abgebaut. Unmittelbar vor Ort werden nicht geeignete Kaolinpartien ausgehalten und verworfen. So wird lediglich der weiße Kaolin aufgehaldet, der nach dem Transport in die Manufaktur dort für den späteren Einsatz aufbereitet wird.
Zwei Bergleute arbeiten ganzjährig im Bergwerk. Sie sind sowohl für den Vortrieb, den Strebausbau mit warnfähigem Nadelholz, die Gewinnung und Förderung, als auch den Rückbau zuständig. Ausgeräumte Stollen werden unmittelbar rückgebaut und gesichert. Das Ausbauholz wird vollständig entfernt.
Derzeit ist die Auffahrung eines neuen Bergwerks im benachbarten Grubenfeld im Genehmigungsverfahren.